NWZ – 22.11.2011 von Itte Jakob
„Beim Pater noster kamen mir die Tränen“. Frauke Ebeling sprach aus, was den Konzertbesuchern am Totensonntag aus der Seele sprach. Denn dieser Chormusik-Abend mit dem Oldenburger Kammerchor und dem Ansgari-Orchester unter Leitung von Johannes von Hoff beeindruckte nachhaltig.
Drei Eingangsgebete von Johann Sebastian Bach (BWV 478), Claudio Monteverdi (Domine, ne in furore tuo) und Charles Villiers Standford mit Beati quorum via waren dazu angetan, wohltuenden Trost zu spenden. Dabei beglückten nicht nur die auswendig gesungenen A-cappella-Gesänge, sondern vor allem die von Knut Nystedt bearbeitete Fassung von Bachs „Komm, süßer Trost“: Atonale orgelähnliche Klänge der Chorstimmen erschauerten auf der Suche nach der Vergebung Gottes.
Auch Samuel Barbers Adagio op.11 von 1936 wurde durch die Interpretation des Ansgari-Orchesters eine Sternstunde voll Ruhe und langem Atem – ein Gebet kurz vor dem Tode.
Dem Polen Józef Swider ist ein „Vater unser“ von ergreifender Tiefe gelungen. Der Chor vollbrachte eine Meisterleistung in der Mischung von intonationsreinem Gesang und murmelndem Sprechgebet. Da tauchen Bilder von Mönchen in Kreuzgängen auf, deren Sprechgesang sich zum Aufschrei erhebt, um im flüsternden Gebet zu versinken.
Die angstvolle Bitte „Libera me“ des ungarischen Komponisten Lajos Bárdos schließt im vergebenden Dur und leitet über zu dem Estländer Arvo Pärt, dessen „Summa“ für Streichorchester tiefe Religiosität spüren lässt – der Komponist lehnt sich an alte Kirchentonarten an.
Der Konzertabend stand unter dem Motto „Lux aeterna“, und mit dieser gleichnamigen Totenmesse für Orchester mit Streichern, Bläsern und Chor des amerikanischen Komponisten dänischer Herkunft Morten Lauridsen ging ein ergreifender Abend am Ewigkeitssonntag zu Ende. Tröstlich schließt das Werk mit der Bitte, die Verstorbenen in das ewige Licht zu führen und verharrt lange in „Alleluja. Amen“. Die Kirchenglocken der Ansgari-Kirche ließen die Besucher der voll besetzten Kirche an ihre Verstorbenen denken. So berührte Johannes von Hoff mit dem Kammerchor und dem vorzüglichen Ansgari-Orchester zutiefst die Herzen. Der Beifall wollte nicht enden.